Finanzen und Krebs

Der Freitag steht bei Cancer Unites immer ganz im Zeichen unseres Thementalks. Hier behandeln wir mannigfaltige Themen, die alle in irgendeiner Weise mit einer Krebserkrankung einhergehen. In unserem dritten Cancer Unites Thementalk widmen wir uns dieses Mal im weitesten Sinne einem Thema aus dem Gebiet des sozialen Umfelds: „Finanzen und Krebs“. Sowohl das Team von Cancer Unites, als auch sehr viele unserer registrierten Blogger stellen dir hier ihre ureigensten Erfahrungen und Tipps zusammen, um dir den Umgang mit dem Thema „Finanzen und Krebs“ etwas zu erleichtern. Viel Spaß mit dem Transkript unseres Thementalks und wir hoffen, dass es dir hilft. Dein Feedback dazu ist gern als Kommentar willkommen.

Los geht’s mit den Tipps unserer Blogger:

Für mich sind es insgesamt 6 Tipps, die ich euch ans Herz legen möchte, da auch das Thema „Finanzen“ während meiner Lymphknotenkrebserkrankung nicht spurlos an mir vorbeiging.

  • Tipp #1 – Reduziere deine Fixkosten:
    • Amazon Prime, Netflix und Co. sind zwar nett, aber nicht unbedingt notwendig und in den meisten Fällen in kürzester Zeit kündbar.
    • Fitnessstudios, Solarien und ähnliche Wellnessanbieter mit Mitgliedsschema lassen meist mit sich reden und pausieren zumindest die Beiträge bis du wieder genesen bist.
  • Tipp #2 – Teile dir dein verfügbares Geld in Wochenbudgets ein:
    • Dieser Tipp ist schon mindestens 80 Jahre alt. Meine Großmutter verfuhr so mit ihrem Gehalt und teilte es sich in 4 Wochenbudgets auf, die sie dann jeweils in Umschläge steckte und pro Woche auch nur an einen Umschlag ran ging.
    • So gibst du auch wirklich nur das aus was sein muss. Wenn du deinen Wocheneinkauf dann auch noch auf einen Montag legst, hast du diese finanzielle Ausgabe auch schon erledigt und du kannst deine Ausgaben noch transparenter verfolgen.
  • Tipp #3 – Überprüfe deine Ausgaben regelmäßig:
    • Ganz unter uns: wer hat all seine kleinen Einkäufe unterwegs schon immer auf dem Schirm? Hier ein Coffee to go, da noch schnell eine Brezel oder ein Brötchen, im Supermarkt noch die Süßigkeit und die Zeitschrift, die nicht auf dem Einkaufszettel standen und schon sind 10,- € weg, ohne dass man es bemerkt. Am besten gehst du nur des Einkaufens wegen einkaufen und dann auch wirklich nur das, was du dir vorher auf deinen Einkaufszettel geschrieben hast.
  • Tipp #4 – Trau dich um Hilfe zu bitten:
    • Du hast ein ganzes Netzwerk an Helden. Auch wenn du sie vielleicht noch nicht kennst: viele davon können und möchten helfen. Eine gute Möglichkeit sind sogenannte PayPal-Pools oder GoFundMe-Maßnahmen. Wenn du diese dann über deine sozialen Medien wie Facebook oder Instagram teilst, wirst du sehen, wo die ganzen Helden sitzen. Ich hatte mir auch aus der Not einen solchen PayPal-Pool eingerichtet und war überwältigt davon, was für eine Reichweite dieser auf einmal erhielt. Aus Deutschland, Österreich, der Schweiz spendeten Menschen, die ich nicht kannte. Freunde, Familienmitglieder, Bekannte, Arbeitskollegen – sie alle teilten meinen Pool und erhöhten so die Reichweite. Und selbst, wenn mehr zusammenkommt als du brauchst: der einzelne Spender wird dir nicht böse sein, wenn du dir davon auch mal ein Eis gönnst. Oder mach es wie ich: leg es zur Seite und tue später selbst Gutes damit.
    • Stiftungen, wie die Deutsche Krebshilfe bieten einen Härtefallfonds an. Auf Antrag kannst du hier je nach Einkunftssituation eine Einmalzuwendung bekommen.

Das Schwierigste ist, wie so oft im Leben, sich einfach zu trauen. Speziell bei dem MoneyPool hatte ich alle negativen Ereignisse schon im Kopf. „Was sollen die Leute denken?“ „Ist das nicht betteln?“ „Was ist aus dir geworden?“ „Hast du das nötig?“ All das waren die Fragen, die ich erwartete. Nicht eine davon traf ein. Also: trau dich!

Für alle nicht an Krebs erkrankten Menschen habe ich zu Abschluss auch noch zwei Tipps:

  • Tipp #5 – Denk über eine Krankenhauszusatzversicherung nach:
    • Im Vorfeld meiner Erkrankung haben wir über die Therapie gesprochen. Geplant war, den ersten Zyklus 14 Tage stationär zu absolvieren, alle weiteren 3 bis 5 dann entsprechend ambulant, so dass ich nach der Chemogabe wieder hätte nach Hause gehen sollen. Eine unvorhergesehene Neutropenie (Abfall der weißen Blutkörperchen nahezu auf 0) veranlasste das Klinikpersonal dann aber alle Zyklen stationär durchzuführen. Somit lag ich nahezu 3 Monate mehr oder weniger ununterbrochen stationär in der Klinik. Da ich mich aber auf die Aussage meiner Onkologin verlassen hatte, die den ersten Zyklus stationär und die restlichen ambulant prognostizierte, habe ich mich nicht weiter mit einer Zusatzversicherung auseinandergesetzt. Sie hätte mir jedoch geholfen und die finanziellen Belastungen minimiert. Vergleichsportale wie „check24“ helfen dir, einen guten Überblick zu bekommen.
  • Tipp #6 – Informiere dich über die sogenannte „Krebsversicherung“:
    • Gegen August tauchte bei mir in den Social Media Streams Werbung für eine sogenannte „Krebsversicherung“ auf. Rein aus Interesse habe ich mir das Thema einmal angesehen. „Eigentlich eine gute Sache, die man abschließen müsste!“ Ich habe dann jedoch davon Abstand genommen, da in meiner Familie bislang niemand, so mir bekannt war, an Krebs erkrankt ist. Es wäre aber ohnehin für mich zu spät gewesen. Die Anwartschaftsdauer liegt bei dieser Versicherung bei 6 Monaten. Für meine Partnerin und meine Kinder habe ich diese Versicherung inzwischen abgeschlossen. Auch wenn wir nicht hoffen, dass wir sie benötigen, beruhigt sie uns doch ein wenig. Und selbst wenn wir sie nicht benötigen, wissen wir, dass unser Geld denjenigen zugute kommt, die es brauchen. Anderen versicherten Krebspatienten.
      Informationen zur Krebsversicherung findest du hier:
      https://tinyurl.com/krebsvers

Mary’s Tipps rund um das Thema „Finanzen bei Krebs“ drehen sich um die Punkte Rehaberichte und Rentenbezug. Solltest du einen Rehabericht haben, in dem du als „nicht arbeitsfähig“ beurteilt wirst, hast du Anspruch auf Erwerbsminderungsrente von deinem Rententräger. Diese Informationen bekommst du aber nur selten von den Kliniksozialdiensten oder anderen Anlaufstellen.


Birgit empfiehlt dir Hilfe vom VDK, der deutschen Krebshilfe oder einem anderen Sozialverband. Die Mitgliedschaft kostet meist nur ca. 5 bis 10,- € pro Monat, dafür bekommst du aber umfassende Leistungen, wie:

  • Hilfe bei Anträgen (wo muss ich welchen Antrag stellen, wer hilft mir beim Ausfüllen der Formblätter usw.).
  • Unterstützung bei Sozialrechtsstreits.
  • Ermäßigungen und Rabatte bei Reisen, Dienstleistern, Shops und Veranstaltungen.
  • Gesellige Veranstaltungen in den einzelnen Ortsverbänden.

Weitere Informationen zu den Sozialverbänden und der deutschen Krebshilfe findest du hier:

Sozialverband Deutschland Deutsche Krebshilfe VdK


Carina empfiehlt dir im Falle des finanziellen Engpasses ebenfalls den Härtefonds der deutschen Krebshilfe und den Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente. Mithilfe der Einmalzahlung der deutschen Krebshilfe konnte sie ein paar Rechnungslücken füllen und den Druck etwas raus nehmen. Durch die Erwerbsminderungsrente fällt der Betroffene aus dem Segment der Arbeitsuchenden raus und muss sich somit während der Therapie nicht auch noch mit Themen wie „Bewerbungsgespräche“, „Vermittlungsvorschläge“ usw. herumschlagen.


Für Alexandra ist das Thema Finanzen und Krebs ebenfalls essentiell. Nachdem ihre Ersparnisse aufgebraucht waren, hat sie sich einfach Geld von Freunden geliehen. Darüber hinaus empfiehlt auch sie eine Mitgliedschaft im VdK oder einem anderen Sozialverband (Links zu den Verbänden: siehe weiter oben). Ansonsten rät Alexandra noch zum Haushalten mit dem vorhandenen Budget.


Für Anna ergab sich während ihrer Erkrankung eine besondere Situation. Zu diesem Zeitpunkt war sie in Elternzeit. Diese sollte anfangs auch weiterhin aufrecht erhalten werden. Erst im Nachhinein wurde Anna auf den Par. 16 Abs. 3 des BEEG aufmerksam, der besagt, dass in schweren Erkrankungsfällen die Elternzeit unterbrochen werden kann. Um danach nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen zu müssen, berichtet sie auch über die Erwerbsminderungsrente.


Weitere wertvolle Ratschläge hat uns Dafinka zur Verfügung gestellt. Auch bei Ihr lag eine Elternzeit vor, so dass auch diese zum Ruhen gebracht wurde und sie nahtlos in die Lohnfortzahlung und den Krankengeldbezug überführt werden konnte. Danach konnte sie ihre Berufsunfähigkeitsversicherung in Anspruch nehmen, die sie vor der Erkrankung schon abgeschlossen hatte. Weitere Informationen konnte sie sich online beschaffen und nutzte unter anderem das Portal „junge Erwachsene mit Krebs“.

Weitere Informationen zum Portal „Junge Erwachsene mit Krebs“ findest du hier:

Junge Erwachsene mit Krebs


Von Katrin erfahren wir, dass sie auch in der Elternzeit erkrankt ist. Durch die finanzielle Situation ihres Mannes war ein Bezug von ALG II (auch unter dem Namen Hartz IV) nicht möglich. Erst nach 6 Monaten erfuhr sie, dass sie Anspruch auf Erwerbsminderungsrente habe. Glücklicherweise zahlte die Rentenversicherung diese Erwerbsminderungsrente rückwirkend für das vergangene halbe Jahr. Daraus resultieren also auch Katrins Tipps:

  • Erkundige dich bei den Ämtern und den Rententrägern nach Möglichkeiten finanzieller Entschädigungen.
  • Befragt auch die Sozialdienste in Kliniken oder Sozialverbände.

Unser Gründungsmitglied Su hat auch noch ein paar wertvolle Tipps für euch. Als erstes möchte Su euch nahelegen, eurer Krankenkasse frühestmöglich Bescheid zu geben, dass ihr länger als 6 Wochen ausfallen werdet. So kann alles zum Erhalt von Krankengeld und von Zuschüssen (z. B. für Perücken) bereits in die Wege geleitet werden. Darüber hinaus ist Su’s Empfehlung, schnellstmöglich einen Schwerbeschädigtenausweis ausstellen zu lassen, bzw. eine Schwerbeschädigung feststellen zu lassen. Hiermit kannst du am Jahresende einen Freibetrag bei der Steuererklärung einfordern. Ein weiterer Tipp für alle, die während ihrer Erkrankung den Job verlieren: Meldet euch, bevor ihr in ein neues Beschäftigungsverhältnis startet für mindestens einen Tag Arbeit suchend, solltet ihr die 76 Wochen Krankenstand ausgekostet haben. Somit erhaltet ihr euch euren Anspruch auf erneute Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle. Anderenfalls würde direkt das Arbeitslosengeld in Anspruch zu nehmen sein.


Für Constanze waren ihre Eltern ihre größte finanzielle Stütze. Sie erkrankte während ihres Masterstudiums und hatte somit kein geregeltes Einkommen. Darüber hinaus empfiehlt sie euch ebenfalls, einen Schwerbeschädigtenausweis zu beantragen, um in den Vorzug einer Steuererleichterung am Ende das Jahres im Rahmen der Steuererklärung zu kommen.


Bei Yvonne ging es nach dem Krankengeldbezug nahtlos weiter in den Bezug von Arbeitslosengeld I und parallel stellte sie einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente. Die Bearbeitung des Antrags kann aber von der Antragstellung bis zum Bescheid bis zu 6 Monate in Anspruch nehmen, so dass Yvonne eine Zeit von 4 Monaten ohne Einkommen überbrücken musste. Hier konnte sie auf Rücklagen und auf Unterstützung ihrer Angehörigen bauen. Generell ist ihr Hauptratschlag aber: Nehmt Hilfe an und entwickelt auch keine falsche Scheu davor aktiv nach Hilfe zu fragen.


Auch Chris hat uns für den dieswöchigen Thementalk wertvolle Einblicke übermittelt. Ihr Ratschlag ist: Lass dir Zeit bei allen Überlegungen. Übereile nichts und arbeite deine Finanzthemen in aller Ruhe ab. Ihr erster Weg führte Chris zu einem Beratungsgespräch bei ihrer Krankenkasse, das in einer Zuzahlungsbefreiung und einem Zuschuss zur Perücke resultierte. Darüber hinaus konnte auch Chris auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung bauen, die sie vor langer Zeit mal abgeschlossen hatte. Zu guter Letzt war für Chris die Familie eine verlässlicher Partner, die sie so gut unterstützte wie es ihr nur möglich war.

Wir hoffen, unser Thementalk zum Thema „Finanzen und Krebs“ hat dir geholfen und freuen uns, dich bald hier wieder begrüßen zu dürfen.

Bis dahin vergiss nicht: Du bist nicht allein! Es gibt immer Hilfe.

Alles Gute für dich wünscht dir

Alex H. und das gesamte Team von Cancer Unites

Alex H.

Gastautor bei Cancer Unites

Krebsblogger bei Herr van Hecklundt