Diagnose: Brustkrebs mit 45 Jahren, metastasiert seit 2019.
Palliativpatientin.
Mein Name ist Marion, in den Social Medien als Mary/MaiRose42 unterwegs.
Meine Erstdiagnose bekam ich im Februar 2016, mit 45 Jahren.
Es zog mir schlichtweg den Boden unter den Füßen weg.
Alles fing damit an, dass ich mitten in der Nacht wach wurde und mir unvermittelt an meine linke Brust fasste. Direkt auf den Knoten, den ich dort spürte. Ich tastete mehrmals an die Stelle und Tränen stiegen auf. Instinktiv wusste ich was dies war, aber ich wollte nicht mitten in der Nacht meinen Mann aufwecken. Ich drehte mich wieder um, beruhigte mich und schlief tatsächlich wieder ein. Ich hätte um diese Uhrzeit eh nichts machen können.
Am nächsten morgen stand ich vor dem Spiegel und begann zu weinen.
Mir fiel wieder ein, was ich in der Nacht ertastet hatte. Wie so häufig
wenn etwas schlimmeres passiert, war Wochenende (ein Samstag)!
Ich
erzählte meinem Mann alles und auch er fühlte diesen Knoten. Den Knoten
konnten wir sogar äußerlich erkennen, da dieser direkt unter der Haut
lag.
Die folgenden drei Wochen musste ich zu vielen (Arzt-)Terminen.
Zu dieser Zeit war ich recht gefasst unterwegs. Bei der Mammographie
wurd mir gesagt, dass es nicht nach Krebs aussehen würde, es könnte
alles andere sein und ich atmete in diesem Moment etwas auf. Es folgten
Ultraschall und die Biopsie des Tumorgewebes. Nach einigen Tagen
erhielt ich das Ergebnis. „Liebe Frau F., es tut mir leid. Es ist ein
bösartiger, schnell wachsender Tumor…“ mehr hörte ich in diesem Moment
nicht mehr. Ich hatte rauschen in meinen Ohren, der Boden war weg, ich
fiel tief und ich weinte!
Meine Mama saß neben mir, hielt mich fest und weinte mit mir.
Die Ärztin hielt inne und wartet bis ich mich wieder gefangen hatte. Dann erzählte sie mir, wie meine Therapie aussehen wird.
Der erste Schock war überwunden
Der erste Schock war überwunden, mein Kampfmodus war aktiviert und
die erste OP (Wächterlymphknoten entnommen, Port implantiert) war
überstanden und die erste Chemo folgte zeitnah. 16 Einheiten (4x AC,
12x Paclitaxel) und die Antikörpertherapie (Herceptin) für ein Jahr
standen auf meinem Plan. Meine Haare fielen 2 Wochen nach der ersten
Chemo aus, dies war völlig in Ordnung für mich.
Haare wachsen nach, dachte ich mir.
Wenn es meiner Gesundheit dienen sollte, dann war dies absolut ok für mich.
Nach ca. 20 Wochen war die Chemotherapie beendet. Zwischenzeitlich
wurde ein Gentest gemacht. Ich komme aus einer Famile die vermehrt mit
Krebs konfrontiert wurden. Daher lag es nah, dass ich eventuell eine
Genmutation habe. Leider bestätigte der Gentest diese Genmutation
(BRCA2).
Mein Tumor ist zudem Hormonrezeptor Positiv.
Durch die
Genmutation bin ich im höchsten Maß gefährdet, dass der Krebs
wiederkehrt. Daher wurde bei mir die Skin Sparing Mastektomie
(Brustdrüsengewebe entfernt, Brustimplantante implantiert) angewendet.
Vorsorglich wurde neben der erkrankten Brust auch die gesunde Brust
operiert. Durch meine Gemutation besteht ein erhöhtes Risiko an
Eierstockkrebs zu erkranken, sodass zusätzlich meine Eileiter entfernt
wurden, um Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) zu vermeiden.
Endlich Krebsfrei, es fühlte sich wie LEBEN an
Nach allem was ich durchgestanden habe, galt ich nach über einem Jahr Therapie und OPs als „Krebsfrei“.
Ich konnte aufatmen und langsam den Weg zurück in mein Leben finden.
Das Leben nach der Krebstherapie ist definitiv ein anderes, als zuvor.
An mein „altes Leben“ kann ich nicht mehr anknüpfen.
Ich lebe bewusster und manche Dinge kann ich nicht mehr so machen wir vor der Erkrankung.
Mein
Körper ist geschunden durch die Therapien. Die Narben auf meiner Seele
darf ich nicht vergessen. Die Krankheit „Krebs“ ist nicht nur ein
Schnupfen!
Mit der Zeit schuf ich mir eine Art von Alltag her. Es war ein anderer Alltag als vorher, jedoch fühlte es sich wie Leben an. Mein LEBEN! Ich freute mich auf meine Arbeit und es fühlte sich für mich stimmig an.
Aber es sollte anders kommen als gedacht!
Aber es sollte anders kommen als gehofft.
Anfang 2019 stellte
sich heraus, dass ich eine Metastase am Brustbein habe. Wie bei meiner
Erstdiagnose, war ich diejenige die es selber bemerkt hat. Einige Monate
zuvor hatte ich Schmerzen am Brustbein. Mal mehr, mal weniger und wir
dachten alle, es sei eine Art Muskelkater vom Rehasport oder vom Tanzen,
das ich einige Wochen vorher anfing.
Leider stiegen meine
Tumormarker kontinuierlich an und meine Schmerzen wurden stärker. Es
folgte ein Staging, um genauers zu erfahren. Ich erhielt Ultraschall,
Knochenszintigrafie, CT, MRT und noch eine Biopsie unter CT von der
vermeintlichen „Metastase am Brustbein“.
Ein 3D-Ultraschall
zeigte zudem, dass das „Ding“ mit Blut versorgt wird. Die Diagnose war
danach eindeutig, sodass für mich die Frage nach einem neuen Fahrplan im
Raum stand.
Zur Zeit mache ich eine Chemotherapie in Tablettenform mit Ibrance (Palbociclib) 100mg. Der Zyklus dauert jeweils 4 Wochen. 3 Wochen täglich Tabletten nehmen, gefolgt von einer Woche Pause. Nach der Einnahme von 3 Wochen wird eine Blutkontrolle gemacht. Bestimmte Werte dürfen nicht abweichen, damit meine Therapie nicht gefährdet ist. Einige kleinere Metastasen wurden gesichtet, die zu Beginn nicht deutlich erkennbar waren. Eine Metastase befindet sich am Brustwirbel, eine am Lendewirbel und eine an der 5. Rippe. Die Medikamente schlagen an und meine Metastasen, ich nenne sie liebevoll meine BOBs, sind auf dem Rückzug. So kann es gerne weitergehen.
Mein Blog
Seit meiner Erstdiagnose 2016 schreibe ich einen Blog.
Anfangs, und vermutlich fangen alle Blogger so an, habe ich nur für mich geschrieben. Zum verarbeiten, Gedanken sortieren und von der Seele schreiben. Mit der Zeit entwickelte es sich weiter und anders.
Ich möchte helfen, unterstützen und aufmerksam machen über das Thema Krebs. Ist es doch leider immer noch ein Tabu Thema in unserer Bevölkerung. Wir, die Krebs-Blogger, möchten aufklären, helfen, für Betroffene da sein und unterstützen.
Nicht nur das Schreiben macht mir Spaß. Seit Mai 2018 tanze ich mir die Seele aus dem Leib! Tanzen hilft mir und ist u.a. auch ein Gedächtnistraining, und macht mich glücklich. Ich kann jedem nur raten, macht etwas, das eure Seele berührt! Der eine macht Sport, der andere geht laufen oder walken und ich gehe tanzen!
Mein Lieblingshobby ist allerdings die Fotografie. Seit über 10 Jahren fotografiere ich leidenschaftlich gerne. Alles was mit der Natur zu tun hat, Makrobilder, Verlaufsbilder, Lostplaces uvm. Ich halte einfach alles in Bilder und Videos fest. Es hilft mir dabei, meine Krankheit zu verarbeiten.
Meine Motivation
Meine Motivation ist, nicht nur mir selbst zu helfen, sondern auch anderen Menschen, die eine niederschmetternde Diagnose erhalten haben.
Durch das Schreiben wird für mich vieles einfacher. Die Menschen um mich herum, die Familie sowie Freunde, können hierdurch etwas geschont werden. Sie werden mit meinen Ängste und Sorgen weniger belastet, da ich meine Gefühle und Gedanken niederschreibe.
Denn die Familie und Freunde haben es ebenso schwer mit dieser Krankheit umzugehen.
Der Partner ist ein sogenannter „Co-Kranker“ der alles hautnah miterlebt. Es ist daher wichtig für uns Krebserkrankte, ein anderes Ventil zu finden um sich zu entlasten. Hierin liegt meine Motivation.
Ihr braucht ein Ventil? Wir sind für euch da.
Deshalb mache ich beim Projekt „Cancer Unites“ mit!
Wir wollen für euch da sein, helfen, zuhören und mit euch reden.
Über das Schreiben habe ich viele Blogger, Gleichgesinnte und Betroffene kennengelernt.
Ich unterhalte mich, Gespräche sind auf Augenhöhe und ich kann frei reden, Fragen stellen oder nur mal ganz zwanglos über alltägliche Dinge plaudern.
Hieraus entstehen manche wundervolle Freundschaften, die ich nicht mehr missen möchte.
Genau darum geht es.
Betroffene für Betroffene! Aber auch für Angehörige und Freunde!
Bildverweise: Impressum
Quelle: Marion Frenzel