Im Moment befinde ich mich irgendwo dazwischen. In meinen Badezimmer stehen diverse Cremes, Talkumpuder und Nasenspray. Hilfsmittel, die die Nachwehen der Chemo sowie die Nebenwirkungen der Bestrahlung und der Antikörper lindern sollen und täglich in Gebrauch sind. Sie erinnern mich immer wieder aufs Neue, was war und welchen Weg ich gehen musste.
In meinem Badezimmer liegt aber auch eine Bürste, mit der ich meine neu gewachsene und ziemlich ansehnliche Kurzhaarfrise zurecht kämme. Daneben finden sich verschiedene Schminkutensilien, weil ich wieder genug Kraft habe, etwas zu machen was mir Spaß macht und mir gut tut.
Aber das wichtigste, da stehe ich vorm Spiegel und kann an eine Zukunft denken die nicht von Krebs bestimmt ist. In der es viele unbeschwerte Momente geben wird, in der die Angst nur noch vor Vor- und Nachsorgeterminen hochkommt.
Am liebsten würde ich die Frage mit weder noch beantworten, das Wort Krebs komplett aus meinem Sprachgebrauch streichen. Aber Krebs ist seit Mai 2020 ein ständiger Begleiter und wird es auch bleiben. Aber nur ein Stiller, einer der mir gezeigt hat, was ich kann und was ich habe. Er ist nicht mein Leben und ich arbeite täglich daran, dass er es auch nicht wird.
Marie