Maren von @marenammeer

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich würde sagen, der Krebs wohnte eine Zeit lang zur Untermiete bei mir und spielte sich in dieser Zeit ziemlich auf. Er war ein furchtbarer Mitbewohner. Einer von der Sorte, den man sich nicht noch einmal ins Haus holen möchte. Einer, der viel zu viel Krempel hinterlassen hat, als seine Zwischenmiete beendet war.

Noch jetzt liegen bei mir Altlasten herum und immer wieder stolpere ich über etwas, das der Krebs hinterlassen hat. Ich habe auch Angst, dass er sich wieder bei mir einnisten wird und ich ihn beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr so einfach los werde. Aber selbst für diesen Fall hoffe ich, dass ich es schaffen würde, ihm nur eine verstaubte, kleine Besenkammer in meinem Haus zu überlassen und ihm zu zeigen, wer die Hosen an hat.

Manchmal frage ich mich, was ich nun mit all dem Krempel, all den Altlasten mache, die hier herum liegen und wie ich mich in dem Chaos überhaupt noch normal bewegen soll. Ständig liegt etwas im Weg. Manchmal nur eine Kleinigkeit, manchmal etwas, das mir Angst macht und mich schmerzhaft an die Zeit erinnert, als der Krebs noch ein schmutziger Untermieter war. Mittlerweile lebt er zwar nicht mehr als Untermieter bei mir, aber er ist nach wie vor sehr präsent in meinem Leben. Manchmal auf eine Art und Weise, die ich nicht selbst bestimmen kann. Manchmal aber auch, weil ich mich ganz bewusst um ihn kümmere, mich ihm annehme. Beispielsweise indem ich mit anderen Betroffenen an Projekten zum Thema Krebs arbeite. In solchen Momenten habe ich definitiv die Oberhand und der Krebs freut sich einfach, dass er mit mir leben darf.

In Zeiten, in denen sich der Krebs zu sehr aufdrängt, hilft es mir auch, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Und so stolpere ich zwar immer wieder über den herumliegenden Krebs-Krempel, aber das Wissen, den Krebs nicht alleine bei sich zu haben, lässt mich hoffen, macht mir Mut und hilft mir dabei, das Stolpern nicht zu schwer zu nehmen.  

Maren