Don – Polizeibeamter

Diagnose: Zungengrundkrebs 2015 mit 51 Jahren

Türkei Anfang April 2015. Endlich wohlverdienter Urlaub. Morgens bei der täglichen Rasur bemerkte ich eine Schwellung an der rechten Halsseite.

„Merkwürdig, auf der linken Seite ist das nicht so.“ Im Krankenhaus in Manavgat werde ich von einem HNO Arzt untersucht. Eine Woche zuvor in Köln hatte ich eine Parodontose Behandlung, die eventuell etwas damit zu tun hat. „Das wird vermutlich eine Entzündung sein und da reagieren die Lymphknoten schon mal.“
 gab mir der Arzt zu verstehen und verschrieb mir Antibiotika, sodass der Urlaub weiter lief.  Es tat nicht weh, egal wie feste ich darauf drückte. Doch die Schwellung war nach 2 Wochen nicht weg.

Hierfür habe ich auf Youtube einige Videos erstellt, die meine Erkrankung in unterschiedlichen Stadien zeigt. Die anschließenden Fotos sind eine Abfolge von Situationen.  Wie meines Berufes, Freunden, meiner Liebe, auch des mich operierenden Arztes, meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Patientenbetreuer, meines Hobbys uvm. Gegen Ende des Videos gedenke ich der Menschen, die zeitnah mit mir gegen den Krebs gekämpft haben und diesen leider nicht gewonnen haben. Nach jedem Foto erscheint eine Kerze 😔 Das Ende an sich symbolisiert mein Lebensmotto und erinnert mich daran, dass wir nur dieses eine Leben haben und wir dieses Leben nutzen sollten. Diese beleuchtete Tafel steht auf meiner Küchentheke und sie leuchtet jeden Abend!
Lache…Liebe…Lebe!
Don
Begleitet wird das Video mit einem Song von Blank and Jones, La Balbianello.

Die Diagnose Anfang Mai 2015

Ich werde aus dem Krankenhaus entlassen. Nächste Woche soll ich zum Fädenziehen wiederkommen. Ich schone mich zu Hause noch ein wenig. Dann kommt der Tag an dem ich die Fäden im Krankenhausziehen lasse. Um 11:00 Uhr soll ich in der HNO Klinik sein. Das Wetter ist Klasse. Ich nutze zum ersten mal die Zeit und fahre mit meinem alten BMW Cabrio offen zum Frühstück. (dass das Dach für den Rest des Jahres zu bleiben würde, daran dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht).

Ich bin vom Urlaub noch braun gebrannt und gut gelaunt erreiche ich die HNO Klinik. Ich werde noch eine Woche zu Hause bleiben, da die Wunde noch geschwollen ist und dann wieder arbeiten gehen… so denke ich mir. Im Sekretariat werde ich mit Namen begrüßt. Ich soll mich ins Wartezimmer setzen. Das Zimmer ist nahezu voll. Ich bin der letzte der ins Wartezimmer geht und dann der erste, der aufgerufen wird. Merkwürdig…

Ich werde von einer jungen Ärztin in Empfang genommen und in das Behandlungszimmer gebeten, ich setze mich in den Behandlungsstuhl. Die Ärztin sitzt am Tisch ggü., hat vor sich einen Din A4 Zettel liegen. „Herr Rohde…der histopathologische Befund liegt uns nun vor. In dem entnommenen Lympfknoten wurden Metastasen eines Plattenepithelkarzinom gefunden. Das ist ein bösartiger Tumor, den Sie vermutlich irgendwo im Hals-Mund-Rachenbereich haben. Den Tumor müssen wir suchen und finden. Es kann auch sein, dass er nicht gefunden wird, dann wäre das ein CUP Tumor (Cancer unknown Primary/Krebs mit unbekanntem Primärtumor), auch das wäre möglich. Das hört sich jetzt zwar etwas blöd an, aber wir Ärzte sprechen von einer 5 Jahres Überlebensprognose. Und Sie haben eine 60 % zu 40% Prognose in 5 Jahren noch zu leben.“

Also zu 40 % werde ich innerhalb von 5 Jahren sterben?

„Ähhh…Bitte schauen Sie nochmal auf den Zettel da…ob nicht ein Versehen besteht….Zyste, nicht Krebs…Zyste!!!“

„Ne ne Herr Rohde, wenn wir Ihnen eine solche Diagnose mitteilen, dann sind wir uns absolut sicher.“

Das weitere Gespräch bekomme ich nicht mehr richtig mit. Die Ärztin redet, aber ich höre sie wie unter einer Taucherglocke. Ich sehe wie sich Ihre Lippen bewegen, aber ich höre sie kaum. „Mittwoch sind Sie bitte hier. Grosse Operation, die Lympfknoten müssen alle raus. Wir müssen nach dem Haupttumor suchen. Haben Sie eine Patientenverfügung?“

Wie betäubt verlasse ich die Klinik…Ich gehe zum Auto….ich habe Krebs? Krebs! Ich muss vielleicht bald sterben? Das Dach des Cabrio bleibt zu, als ich bei schönstem Sonnenschein losfahre….zur Polizeiwache….

Der weitere Verlauf

Es folgt die Chemotherapie, eine knallharte Bestrahlung sowie vier Operationen. Bei der letzten Operation verliere ich fast mein Leben.

Ich habe viel gelernt und vieles mitgenommen während dieser Zeit. Mir geht es wieder gut. Natürlich führe ich noch meinen Blog auf facebook, aber mittlerweile spreche ich weniger über mich. Es sind mehr die Patienten in den Vordergrund gerückt für die ich da bin. Als Polizist besuche ich Kinder auf Krebsstationen und schenke ihnen einen kleinen kuscheligen Polizistenteddy. Für ein paar Minuten sind die Sorgen vergessen, die Patienten lachen. Es macht mich glücklich Menschen mit so einer kleinen Geste glücklich machen zu können. Meine Erfahrungen teile ich gern, um anderen ein Halt zu sein.

Neben meines Daseins als Polizist leite ich eine Kopf Hald Mund Krebs Selbsthilfegruppe die ich ins Leben gerufen habe. Sie findet jeden dritten Dienstag im Monat statt.

https://www.kopf-hals-mund-krebs.de/

Zudem bin ich als Onkolotste für die isPO  und als Patientenbetreuer tätig.

Meine Motivation

„Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen.“

Das Bloggen war anfänglich die Selbstbewältigung des Erlebten meiner Krebs Therapie. Nach und nach entwickelte sich das zu einer Hilfe anderer Patienten oder deren Angehörigen.

Meine empfehlenswerten Organisationen und Projekte

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